Hildesheimer Lyrikpark 2008 auf dem Marienfriedhof

Vergessene Autoren und ihre Werke in Schaukästen, die man öffnen konnte um das Buch herauszunehmen und auf dem blauen Stuhl ein wenig zu schmökern. Brilliante Idee!


Ingo Cesaro - "Ein Gesamtkunstwerk" (Gabriele Brunsch)
Der Kronacher (Oberfranken) stellt seine selbstgedruckten Werke vor und erzählt seinen Zuhörern von der Welt und der Kunst des Haikus.
Sinngemäße Zitate:
"...nach vierzig Jahren weiß ich immer noch nicht wie man ein richtiges Haiku schreibt..."
"...es ist für uns alle hier kein Problem, vom einen Moment auf den anderen Zen Buddhist zu werden. Sie müssen keinen Vertrag unterschreiben und keine Abgaben zahlen. Es ist einzig und allein eine Kopfsache..."
"...In Japan tragen Dichter mit schwarzem Anzug und silberner Krawatte in vollbesetzten Hallen nur ein einziges Haiku vor. Dann schließt sich der Vorhang und die Zuschauer gehen begeistert nach Hause..."
"...Japaner interessieren sich bei einem Haiku einzig und allein für die ersten zwei Zeilen. Die letzte Zeile versuchen Sie in oft monatelanger Auseinandersetzung für sich selbst zu erschließen..."
"...Ein Haiku zu schreiben ist eine hohe Kunst, eine Lebenseinstellung..."
"...`Ich´ ist im Haiku eine Todsünde. Ebenso ist es eine Pflicht, dass mindestens ein naturbeschreibendes Wort enthalten ist. Das Senryu, eine modernere Variante, hingegen lässt alles zu, was das Haiku nicht zulässt..."
und hier für mich persönlich der aussagekräftigste Satz:
"...es ist nicht allzu schwer Jugendliche für Kreativität zu begeistern..."

Eine Installation mit lyrischen Texten und Gedanken von Insassinnen des Hildesheimer Frauengefängnisses. Im Vordergrund ist eine Gefängnistür zu sehen und im umzäunten Bereich liegt Stacheldraht. Neben der Tür hängt ein Schild (auf dem Foto nicht erkennbar) auf dem steht:
"Betreten verboten! Eltern haften für ihre Kinder!"

Das Hörspielzelt. Leider nicht geöffnet als ich dort war.

Und hier der dritte mir bekannte Franke, der im Lyrikpark mit Ingo Cesaro und mir zu finden war: Friedrich Rückert.
Textcollagen von ihm hingen an den Bäumen und über den Parkwegen.


Insgesamt eine schöne Veranstaltung. Nicht überladen und zu sehr besucht. Doch meist fehlte mir persönlich die Verbindung der Installationen mit der Lyrik. Auch die Vorleser (Cesaro eingeschlossen) waren nicht die Begnadetsten, wodurch man leicht dazu geneigt war, das Ohr abzuschalten. Dennoch bin ich froh dort gewesen zu sein und den Puls Hildesheims mal wieder spüren zu können.

2 Kommentare:

  1. Den besten Dank für die Berichterstattung...da habe ich wirklich was verpasst...
    (so ist es leider, wenn etwas Interessantes angeboten wird, muss man arbeiten)

    @miro

    P.S.
    habe guten Obstler - nach ihm schreibt man viel besser...und bin auch jetzt zuhause

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  2. Wäre gerne da gewesen...
    Gruß
    Petros

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